Pascal Escales

Von einer Volkswirtschaft
der Lebensqualität

Warum sich eine hochwertige Versorgung mit Hilfsmitteln
für eine Gesellschaft rechnen kann

Geleitwort von Claus Peter Müller-Thurau, Dipl.-Psych. / Dozent an der Hochschule für Oekonomie und Management (FOM) u. a. im Fach Gesundheitsmanagement

 

Sind Kleinkinder Behinderte? Da möchte man mit seinen „funktionsbeeinträchtigten“ Lieben im Buggy ein Schwimmbad aufsuchen, und dann wird man am Zutritt durch eine Treppe behindert. Behindert ist man nicht, behindert wird man! Das ist eine steile These, aber genau dieser Ansatz macht das vorliegende Buch sympathisch im Sinne humanistischer Werte. Ein verlorenes Bein darf einen Menschen nicht daran hindern, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.

Der Verdienst dieses lesenswerten Titels besteht darin, den Zusammenhang von Lebensqualität und Hilfsmittelqualität sachkundig zu erörtern. Angehörige behinderter Menschen wissen oft wenig über die Möglichkeiten, den Betroffenen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Dabei geht es nicht nur um die Ansprüche auf Eingliederungshilfe oder Hilfe zur Pflege nach dem Bundessozialhilfegesetz, sondern vor allem auch um die Erschließung des öffentlichen Raumes und berufliche Teilhabe für Behinderte.

Vor diesem Hintergrund werden sachkundig Einsparungen zu Lasten körperlich behinderter Menschen durch Kostenbegrenzungen von Hilfsmitteln hinterfragt, und es wird untersucht, welche Wechselwirkungen zwischen Hilfsmittelqualität und Lebenszufriedenheit bestehen und welche Folgen eine mangelhafte Hilfsmittelversorgung für Gesellschaft und Wirtschaft haben kann. Sehr aufschlussreich widmet sich der Verfasser mit Blick auf die zu fördernde angestrebte Lebenszufriedenheit den Aspekten Gesundheit, Arbeit und Einkommen, Umwelt und Freizeit sowie soziale Kontakte und stellt zielführende Konzepte und Maßnahmen zur besseren Hilfsmittelversorgung vor.

Besonders interessant sind die Überlegungen zur Kompetenzmangelbehebung bei Versorgungsbeteiligten und zur Schaffung neuer Anreize für Arbeitgeber, zum Beispiel eine Lockerung des Kündigungsschutzes. Danach werden sehr gründlich Konzepte und Maßnahmen zur Erschließung des öffentlichen Raumes für Behinderte einschließlich einer Beseitigung von Barrieren durch Bewusstseinsänderung erörtert. Ein besonderer Mehrwert der vorliegenden Untersuchung besteht in aufwändigen und professionell analysierten Interviews mit Menschen, die seit mindestens fünf Jahren auf die tägliche Anwendung von Hilfsmitteln angewiesen sind.

Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen der Lebensqualität von Menschen mit Behinderung und der gegebenen Hilfsmittelqualität, und wie lassen sich die einschlägigen Befunde in der Praxis umsetzen? Das vorliegende, flüssig geschriebene Buch, das aus einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit hervorgegangen ist, gibt zu dieser komplexen Frage ebenso fundierte wie pragmatische Antworten.

Hamburg, den 14. Februar 2021